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Wein auf Mallorca: Mehr als Sangria am Ballermann!

Tatsächlich ist Mallorca eines der faszinierendsten Weinbaugebiete Spaniens. Das liegt vor allem an den vielen Rebsorten, die es nur auf der Insel gibt.

Veröffentlicht am 07. August 2020

Die Tatsache, dass der Weinbau auf Mallorca uralt ist und lange ein bedeutender Wirtschaftszweig war, war den meisten Bewohnern der Insel kaum bewusst, als die ersten Winzer in den 1970er Jahren auf den Plan traten. Seitdem aber hat sich unglaublich viel getan. Zunächst setzte man auf international bekannte Rebsorten, dann entdeckte man zunehmend die heimischen Sorten wieder. Von manchen gab es nur noch einzelne Stöcke. Heute erlangt der Weinbau wieder seine Bedeutung zurück. Und neben dem Vino de la Terra sind es vor allem die Qualitätsweinbaugebiete Plà i Llevant und Binissalem, die für Furore sorgen.

Von 23.000 auf fast null und zurück auf 2.000 Hektar

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Wein Mallorcas wichtigster Wirtschaftszweig. Als die Reblaus schon in weiten Teilen Spaniens wütete, konnte man gar nicht so viel Wein von der Balearen-Insel verschiffen, wie nachgefragt wurde. Auf rund 23.000 Hektar wurden damals ca. 50 Millionen Liter erzeugt. Dann kam die Reblaus auch auf der Insel an, zerstörte fast alle Weinberge, und die Weinbauern wandten sich der Produktion von Mandeln zu - denn die war lukrativer. Erst in den 1970ern entschlossen sich erste Winzer wieder zu einer eigenen Weinproduktion. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, pflanzten sie vor allem Sorten wie Cabernet, Merlot, Syrah und Chardonnay. Als dieser Schritt geschafft war, wurden auch die autochthonen Sorten der Insel zunehmend interessant. Gegenüber der einstigen Größe mutet der heutige Weinbau geradezu klein an, doch die Wertschöpfung ist beachtlich. Im Jahr 2015 standen rund 1.600 Hektar unter Reben, heute dürfte es Richtung 2.000 Hektar gehen.

Plà i Llevant, Binissalem und der Landwein der Insel

Viele der Weine, die erzeugt werden, sind dem Namen nach Landweine, weil sich die Winzer einfach keinen Regularien unterwerfen wollen – was sehr typisch ist für Inselbewohner. Die Qualitätsanbaugebiete (D.O.) Plà i Llevant und Binissalem umfassen heute ca. 350 bzw. 650 Hektar. Binissalem ist die erste Appellation, die außerhalb des spanischen Festlandes zur D.O. aufgewertet wurde. Das war 1988. Die D.O. liegt im Herzen Mallorcas rund um die gleichnamige Stadt und fünf weitere Gemeinden. Sie wird von der Sierra de Alfabia und der Sierra de Tramuntana gegen kalte Nordwinde geschützt. Die Böden sind kontinentalen Ursprungs mit Quartärsedimenten, graubraunem und grauem Kalk als auch Mergel. In den Rotweinen müssen mindestens 50% der heimischen Sorte Manto negro vorhanden sein. Bei den Weißweinen müssen es mindestens 50% Moll (Prensal blanc) oder Moscatel sein. Neben anderen heimischen Sorten dürfen auch spanische und internationale Sorten wie Macabeo, Perellada, Chardonnay, Cabernet, Monastrell oder Syrah verwendet werden. Zu den besten Erzeugern gehört heute unter anderem José L. Ferrer mit einem breiten Spektrum an Weinen, die immer Regionalität und Internationalität vereinen.

Die Appellation Plà i Llevant verbindet die Ebene (Plà) rund um die historischen Weinbauorte Manacor und Felanitx mit der Küstenlinie (Llevant). Das Klima dort ist mediterraner als das des im Windschatten liegenden Binissalem. Die Böden sind von weißem oder von rotem Kalk mit Lehmauflagen geprägt. Plà i Llevant ist aktuell das wohl spannendste Weinbaugebiet, was auch daran liegt, dass die Auflagen bei den Cuvées wegfallen und die Experimentierfreude entsprechend hoch ist. Hier finden sich viele biologisch und biodynamisch arbeitende Betriebe, die entweder innerhalb der 1999 gegründeten D.O. oder außerhalb von ihr Wein erzeugen. Zu den bekanntesten Namen gehören Miquel Oliver und Miquel Gelabert und 4 Kilos. Plà i Llevant ist zudem das Mekka der wichtigsten historischen Rebsorten Mallorcas.

Mallorca, eine Insel voller autochthoner Sorten

Auch wenn auf Mallorca seit den Phöniziern Weinbau betrieben wurde, so ist es doch ungewöhnlich, dass sich auf einer vergleichsweise kleinen Insel so viele einzigartige Rebsorten entwickelt haben. Dabei spielen die roten Sorten eine deutlich wichtigere Rolle als etwa der weiße Prensal blanc bzw. Moll, da er mit wenig Säure meist etwas behäbig daherkommt und vor allem als Cuvée-Partner geschätzt wird. Bei den roten Sorten ist das anders. Als die eleganteste Sorte erweist sich heute der Callet. Wegen des mineralisch frischen Charakters gewinnt die Sorte zunehmend an Popularität. Beim Fogoneu unterscheiden alte Winzer zwischen Fogoneu Mallorquí und Fogoneu Frances. Wie die am meisten angebaute Sorte Manto negro ist Fogoneu ein hervorragender Cuvée-Partner. Neben diesen Rebsorten finden sich in den Weingärten von Plà i Llevant zudem Gorgollassa und Giró negre – die Cuvée Autònom von Miguel Gelabert fasst übrigens diese Sorten zusammen – , hinzu kommen Giró ros, Argamussa, Valent blanc oder Escursac.

Unser Fazit

Lange Zeit über wurde Mallorca vorwiegend mit dem exzessiven Fruchtweinverbrauch am Ballermann in Verbindung gebracht. Das hat sich glücklicherweise geändert: Der Weinbau auf Mallorca hat mittlerweile ein bemerkenswertes Niveau erreicht, und die Bandbreite an Weinen und Stilen wird immer größer. Von Naturweinen bis zu barrique-geprägten Kraftpaketen, von frischen Weißen und bis hin zu exzellenten Rosados findet man auf Mallorca nahezu alles. Besonders spannend sind ganz sicher die Weine aus den heimischen Sorten, die in Binissalem oft mit internationalen Sorten in Einklang gebracht werden, in Plà i Llevant dagegen immer öfter auch reinsortig ausgebaut werden.

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