Ideal bei der Wahl des Bodens ist, wenn Oberboden und Unterboden zusammenpassen. Das ist dann der Fall, wenn die Rebe, die ja weit über zehn Meter tief im festen Gestein wurzeln kann, genügend Mineralien und Wasser zur Verfügung hat. Die Mineralien entstehen bei der Zersetzung von festem Gestein in eine Tonerde, die so fein sein muss, dass sie von den Wurzeln der Reben aufgenommen werden kann. Diese Schicht aus Lehm und/oder Ton findet man in den meisten Weingärten im B-Horizont. Was darunter liegt, entscheidet sehr stark mit darüber, welche Rebsorte für die Wahl des Standortes geeignet ist; denn verschiedene Gesteinsarten sind beispielsweise unterschiedlich sauer. Außerdem binden diverse Böden und Gesteinsarten Wasser auf unterschiedliche Arten. Die Gesteinsformationen sind in unterschiedlichen Erdzeitaltern entstanden. Da die Erdkruste immer wieder in Bewegung ist, haben sie sich im Laufe von Jahrmillionen vermischt und übereinander- oder nebeneinandergeschoben. Auf der Iberischen Halbinsel gibt es wie überall unterschiedlichste Terroirs. Die bekanntesten sind wohl die schwarzen Llicorella-Schieferböden im Priorat und ähnliche Böden im Bierzo auf der anderen Seite der Halbinsel, ferner der Granit in den Rías Baixas wie auch der Kalkmergel, der die Hochebene der Meseta bestimmt, aber auch Teile der Rioja.
Die Rioja wird ihrerseits in drei Bereiche unterteilt
- Rioja Alavesa
- Rioja Alta
- Rioja Baja
Während die Rioja Alta bekannt ist für ihre Kalkböden, findet man in der Rioja Baja vor allem eisenhaltige Ton- und Lehmböden. Kalk ist ideal für langlebigen Tempranillo, Lehm für Garnacha, die oft jung getrunken oder auch als Rosé ausgebaut wird.
Wie stark sich der Boden auf den Charakter eines Weines auswirkt, können Sie erfahren, wenn Sie einmal die vier Weine La nit de les Garnatxes von unseren Freunden der Celler de Capçanes probieren. Die katalanische Kooperative besitzt Garnacha-Weinberge auf Sand, Lehm, Schiefer und Kalkstein. Man erkennt die Sorte immer wieder, doch verändert sich die Anmutung von Frucht, Säure und Gerbstoff auf bemerkenswerte Weise.
Der zweite Faktor: die Rebsorte
Unter den tausenden von Rebsorten gibt es sehr sensible Varianten und solche, die mit ganz vielen unterschiedlichen Gegebenheiten klarkommen. Sie sind die global players, die man fast überall antrifft: Cabernet Sauvignon und Merlot gehören ebenso dazu wie Chardonnay und Sauvignon Blanc. Auf der Iberischen Halbinsel gilt das vor allem für den Tempranillo, der die wichtigste Rebsorte Spaniens ist. Auch wenn viele Sorten mit verschiedenen Standorten zurechtkommen, so schmecken die Weine doch je nach Umgebung deutlich unterschiedlich. Ein Chardonnay aus einer kühlen Lage mit Kalkstein zum Beispiel zeigt sich säurebetont, frisch und zitrisch. Kommt er vom Lehm und aus einer warmen Lage, dann ist er viel üppiger, breiter und gelbfruchtiger. Und so wie dies beim Chardonnay ist, bilden es auch andere Rebsorten ab. Es gibt allerdings auch Sorten, die nur unter ganz bestimmten Bedingungen Qualität liefern. So ist zum Beispiel vom Monastrell bekannt, dass er einen Standort in Meeresnähe benötigt, wo der Boden viel Wasser speichert, wo Brisen vom Meer durch die Weinberge wehen und die Nächte kühl und feucht sind. Auch braucht der Monastrell die Tageshitze, sodass er nur am Mittelmeer vorkommt, jedoch nicht am Atlantik in Galicien, wo es ihm zu kühl wäre.