Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich 2019 einen 2017er als kostenlose Dreingabe erhalten habe. Was waren wir als unzufrieden gewordene Avior-Trinker begeistert und wir hatten einen neuen Lieblingswein! Mit dem 2022er Jahrgang ist für mich aber Zeit, mich wieder neu zu orientieren. Die graduelle Verschlechterung in den Vorjahren habe ich noch hingenommen, aber jetzt ist der Bogen überspannt. Ich gehe sogar soweit, dass ich behaupte, der Charakter hat sich so sehr geändert, dass ich diesen Jahrgang nur noch als halbtrocken einstufen würde. Für mich leidet dieser Wein unter dem Avior-Syndrom. Ich werde versuchen, künftig exklusiv-Abfüllungen zu vermeiden. Zu Beginn und bis sich ein Label etabliert hat, ist die Qualität noch überzeugend. Sobald aber ein großer Stammkundenkreis vorhanden ist, wird die Kuh gemolken und die Qualität reduziert....

Wer die dominante dunkle Frucht des Cabernet Sauvignon gemischt mit typisch spanischem Monastrell mag, der kommt hier auf seine Kosten. Wer Monastrell pur erwartet nur bedingt. Durchaus fruchtig geschmackvoll. Abgang eher unspektakulär. Ganz guter Wein, vielleicht 5 Euro zu teuer. (Nicht so meins.)

Der Wein scheint ja sehr zu begeistern... Er ist auch tatsächlich ein ausgewogenes Kraftpaket. Man sollte im Hinblick auf die sehr präsente Frucht allerdings wissen, dass er nach sehr reifer, fast etwas überreifer süßer Beerenfrucht schmeckt, was in dem wirklich langen Finale eine vordergründige, fast aufdringliche Marmeladennote hinterlässt. Das muss man mögen (was offenbar viele tun), mein Geschmack ist es nicht so ganz... Nach viel Luft für mich etwas besser trinkbar, aber nicht ohne passende (!) Speise.

... für einen auch im Angebot nicht ganz günstigen Wein. In dieser Preisklasse machen mir selbst die Reserva von Mendoza bzw. die Crianza von Altius deutlich mehr Spaß, die ich zum Angebotspreis immer in Ordnung, aber nicht überragend im PLV empfunden habe. Also für mich ein passabler Wein, aber keine Empfehlung.