Neue Blickwinkel
Er ist einer der ganz großen Weinmacher Spaniens: Telmo Rodríguez. Aus seiner Heimat Rioja ist er seit 1994 durchs ganze Land gezogen, hat den Weinbau mit erneuert, hat sich auf 80 Hektar, aufgeteilt in 355 Parzellen, 43 unterschiedlichen Rebsorten gewidmet und ist wieder zurückgekehrt in die Rioja, um sie von einem völlig neuen Blickwinkel aus zu erkunden.
Aus der Rioja in die Welt
Telmo Rodríguez stammt von einem der bekanntesten und schönsten Weingüter der Rioja, den Bodegas Remelluri. Diese hatten Telmos Eltern, der Baske Jaime Rodríguez Salis und seine Frau Amaya Hernandorena im Jahr 1968 erworben. Telmo startete dort auch seine Weinkarriere. Doch nachdem er in Bordeaux Weinbau studiert hatte und danach unter anderem bei Größen wie Jean-Louis Chave an der nördlichen Rhône, ferner bei den Perrin auf Château Beaucastel an der südlichen Rhône und bei Trévaillon in Les Beaux de Provence gelernt hatte, wollte er eigenen Projekten nachgehen. Er gründete die Compañía de Vinos de la Granja zusammen mit seinem kongenialen Freund und Partner Pablo Eguskiza, den er während des Weinbaustudiums kennengelernt hatte. Mit sehr begrenzten Mitteln, aber voller Innovationsdrang starteten die beiden 1994 mit Alma, ihrem ersten Wein von alten Garnacha-Rebstöcken aus einem abgelegenen Teil in Navarra.
Sie taten das, während der Trend innerhalb von Navarra zu Merlot und Cabernet ging und alte Weinberge oft gerodet wurden. Der große Verdienst von Telmo Rodríguez und Pablo Eguskiza ist es, in dieser Zeit auf die autochthonen Rebsorten der Landschaften gesetzt zu haben, in denen sie gerade arbeiteten. Im Laufe der Zeit haben sie das Weinland Spanien so intensiv kennengelernt wie kaum jemand sonst und 80 Hektar mit insgesamt 355 Parzellen erworben, auf denen 43 unterschiedliche Rebsorten zu finden sind. Meist sind es uralte Rebstöcke, die wenig, aber qualitativ hochwertigen Saft liefern. Mit dem 1996 entstandenen Basa de Rueda haben die Weinmacher ihren ersten großen Coup gelandet. Die Rueda war damals noch wenig bekannt als Anbaugebiet von Weißwein. Der Basa aber zeigt vor allem auch dem Ausland, welch interessante Weißweine in Spanien entstehen können.
Nacheinander lancierten die beiden, die heute unter dem Namen Compañia de Vinos de Telmo Rodríguez firmieren, Weine aus Málaga, Moncayo am Fuße der Pyrenäen, Ribera del Duero, Toro, Valdeorras und weiteren Regionen, in denen Weine wie der Lanzaga, der Gaba do Xil oder der Dehesa Gago entstanden sind. Mit diesen Weinen haben die beiden Weingeschichte geschrieben.
Die Rioja neu verstehen
Die weitreichendste Entscheidung war wohl, 1998 zurück in die Rioja zu gehen. Der erste Schritt war die Gründung eines kleinen Weinguts in Lanziego, wo der Lanzaga entstand. Hinzu kam eine alte Bodega, in der Ernest Hemingway zwischenzeitlich gewohnt hatte und in der die beiden dem nachspüren wollten, wie man früher Rioja vinifiziert hat. Dazu trugen die teils Jahrhunderte alten Hefestämme bei, die sich in den Kellern der Bodega befanden, aber auch der Erwerb oder die Pacht von uralten Weinbergen wie dem Las Beatas, der in den Bergen von Labastida mit einem Gemischten Satz bestockt war. Parallel dazu kehrte Telmo nach langer Abwesenheit in das elterliche Weingut Remelluri zurück und verantwortet nun auch dort die Weine zusammen mit seiner Schwester, einer Anthroposophin, die die kompletten 100 Hektar Weinbergsbesitz auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt hat.