Frühe Zeugnisse klösterlichen Weinbaus in Nord- und Ostspanien
Der Weinbau in Spanien hat seine Bedeutung ganz wesentlich dadurch erlangt, dass Santiago de Compostela sehr früh ein bedeutender Wallfahrtsort wurde, der er bis heute geblieben ist. Das hing damals vor allem damit zusammen, dass der Süden der Halbinsel von den Mauren erobert worden war und ganz Europa um so stärker auf den Norden und den Osten Spaniens setzte, wo viele Klöster gegründet wurden. Diese Klöster spielten bald eine wichtige Rolle, und das sowohl in der Politik wie in der Bildung und auch im wirtschaftlichen Bereich, zu dem der Weinbau gehört. Brot und Wein waren für die Klöster wegen der Messfeier wichtig, weil sie den Leib und das Blut Christi symbolisieren. Auch setzte sich der Wein zunehmend als Alltagsgetränk durch, da es oft kein sauberes Wasser gab.
In Galicien, im Nordwesten Spaniens, konnte sich eine eigene Weinkultur entwickeln. Im Kloster San Beato de Liébana wurde ein wichtiges mittelalterliches Dokument aus dem Jahr 772 n. Chr. gefunden, das eine Weinlese darstellt. In der Rioja stammt der erste bisher gefundene Hinweis auf Weinbau aus dem Jahre 873 n. Chr. Er wurde verfasst vom Notar von San Millán und befasst sich mit einer Schenkung an das Kloster San Andrés de Trepeana in Treviana.
Wegen der Pilgerrouten nach Santiago de Compostela widmeten sich immer mehr Klöster im Norden Spaniens dem Weinbau; denn die Pilgerrouten führten durch die Rioja, Navarra und Galicien, und die Pilger mussten versorgt werden. Im Jahr 1102 erkannte König Sancho I. die Weine aus der Rioja offiziell an, obwohl die Rioja erst 1352 als Weinbaugebiet ausgewiesen wurde. Die Stadt Logroño in der Rioja lag auf dem Hauptpilgerweg und erlebte einen wirtschaftlichen Wohlstand.